6. Praktische Tipps

Was kann man machen, wenn es brummt? Schön wäre ein "Brumm-Aus-Schalter", den es leider nicht gibt! Am besten fängt man zunächst einmal an, über seinen Bühnenaufbau nachzudenken. Wo könnte eine Brummschleife entstanden sein. Mein ganz persönlich bevorzugter Weg lautet: Stückweise Inbetriebnahme!

Zuerst bauen wir PA, Mischer und Keyboard auf. Alle angeschlossenen Geräte werden eingeschaltet, und der Keyboard-Pegel am Mixer aufgedreht. Brummt es? Auf dem Keyboard wird dann ein Demo gestartet und mal probegehört. Wenn es hier schon brummen sollte, dann gibt es auch eine gute Nachricht: "Das Setup ist im Moment noch so klein, dass man schnell Abhilfe finden kann".

Nachdem nach und nach auch die restlichen Bandmitglieder "Online" sind (immer mal wieder die Pegel hochziehen und hören, ob's brummt), kann die Monitor Anlage angeschlossen werden.

Ein Hinweis für die reizvolle Kombination von Licht und Ton: Licht heißt im Moment (LED Scheinwerfer könnten da viel ändern) viel Strom, meistens viel mehr Strom als für die Tontechnik. Auch kleine Antennen fangen an zu Brummen, wenn Licht in das Spiel kommt. Wer also Licht plant, sollte gleich ein paar DI-Boxen mitplanen. Außerdem sollte Licht während der Innbetriebnahme der Tontechnik immer gedimmt (60%) eingeschaltet sein. Dann hört man es schon vorher brummen und nicht erst, wenn es zu spät ist.

Wenn die ganze Anlage schon fertig aufgebaut ist und es brummt: zunächst mal alles muten. Brummt immer noch? Dann Richtung Endstufen schauen. Jetzt langsam Kanal für Kanal entmuten. Brummt ein spezieller Kanal? Dann mal schauen, wo der herkommt. Ggf. einzelne Geräte ausschalten und vom Netz nehmen. Brummt's immer noch?

Wenn ein Mikrofon brummt, hat es übrigens in der Regel nichts mit einer Brummschleife zu tun, weil Mikrofone eben typischerweise nicht mehrfach geerdet sind. Da sollten Sie mal Kabel tauschen, ggf. einen anderen Kanal des Multicores nutzen oder das Mic selber gegen ein anderes tauschen. Ausnahmen bei Mikrofonen sind aber die Röhrenmics. Diese haben in der Regel ein externes Netzgerät zur Versorgung der Röhre und es kann zu Mehrfacherdung kommen. Da gelten dann wieder andere Überlegungen.

Tipps:

  1. Überlegen und Planen: Alle von der Fläche her größeren Antennen sollten unbedingt vermieden werden. Also: alle geerdeten und an das Mischpult angeschlossenen Instrumente wie Keyboards und Amps bekommen eine DI-Box. Diese trennt die Schleifen, so dass es keine Antenne geben kann. Achtung: dies gilt ausdrücklich nicht für "normale" Mikrofone, also im Livebetrieb eingesetzte dynamische (SM58 etc.) und Kondensatoren (SM87 etc.).
  2. Netzstecker drehen: Wenn es im Rack brummt, dann ist die Polung der einzelnen Geräte oft die Ursache des Übels. Hier hilft oft, einfach mal die Netzstecker umdrehen. Wenn das Drehen der Netzsteckers (was Arbeitsmasse mit Phase vertauscht) tatsächlich helfen sollte, dann sprecht dringend einen Fachmann auf das Thema defekte Schutzisolierung an. Hier könnte es zu einer Verbindung zwischen Masse und Schutzleiter gekommen sein.
  3. Speziell im Rack: Gehäuse gegeneinander isolieren. Also mit Klebeband die Gehäuse, die meistens aus Metall gefertigt und daher schutzgeerdet sind, so gegeneinander verkleben, dass diese sich nicht berühren. Auch auf die Verschraubung achten, ggf. lackierte Schrauben einsetzen bzw. spezielle Plastikunterlegscheiben verwenden (die schützen nicht nur die Rackohren vor Schraubspuren, sondern bewirken auch eine Massetrennung). Dadurch kann unter Umständen eine Schleife aufgetrennt werden.
  4. Fläche verkleinern, denn eine gute Antenne hat eine große Fläche. Hier gilt vor allem: sternförmige Masseführung mit möglichst kurzen und guten Stromkabeln. Wir versorgen das Pult immer aus der gleichen Quelle wie die Bühne. Das hat den Vorteil, dass dann die Verbindungswege bekannt sind.
  5. Ground-Lift Schalter: Viele Geräte, insbesondere die besseren, haben einen Ground-Lift Schalter. Dieser ist genau dazu da, die Masseschleifen bei Mehrfacherdung auftrennen zu können. Aber: manchmal wird durch das Auftrennen die Unterdrückung von Störungen durch den Schutzleiter verschlechtert. Also einfach mal probieren. Empfehlung: Achten Sie beim Kauf von Equipment auf einen Ground-Lift Schalter z.B. bei Endstufen.
  6. Symmetrische Signalübertragung in Kombination mit Ground-Lift Schalter. Das ist schon fast der Königsweg. Bei einer symmetrischen Signalübertragung ist die Masse nicht notwendigerweise das Bezugspotential. Das soll heißen, auch wenn es eine Masseschleife gibt, sind symmetrische Übertragungswege (wenn sie gut ausgeführt sind) von sich aus nicht so stark betroffen. Auch hier gilt: die Kombination mit dem Ground-Lift Schalter ist eine sehr starke Kombination. Meine Empfehlung: insbesondere bei Endstufen unbedingt darauf achten, dass der XLR Eingang mit Ground-Lift Schalter ausgestattet ist.
  7. DI-Boxen: Eine DI-Box ist mit Symmetrierung und Ground-Lift die Universalwaffe gegen Brummschleifen. Tipp: eine passive DI-Box kann auch "rückwärts" als Entsymmetrierer vor einen unsymmetrischen Eingang geschaltet werden. Wir versorgen unsere aktiven Bühnenmonitore so. Unser Monitorsignal wird vom symmetrischen Ausgang am Pult über ein selbstgelötetes XLR female zu XLR female -Kabel zur passiven DI-Box (hier dient der Eingang als Ausgang) geleitet. Der ursprüngliche Klinkeneingang der DI-Box wird so zum Ausgang, an dem wir über ein ganz kurzes Klinken Patchkabel (Achtung ab hier wird es wieder unsymmetrisch) den aktiven Monitor anschließen.

Achtung!

Um es ganz deutlich zu sagen: das Abkleben des Schutzleiters ist definitiv lebensgefährlich. Damit wird eine Brummschleife an einer Stelle aufgetrennt, wo direkt die Schlagader Ihrer Lebensversicherung herläuft. Brummschleifen lassen sich immer im Signalbereich auftrennen, aber niemals auf Kosten Ihrer Gesundheit. Nebenbei macht man sich damit auch strafbar und verliert (!) jeglichen Versicherungsschutz.

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