6. Schaltungsdesign - Es gibt Unterschiede

Beim Schaltungsdesign von Kompressoren gibt es grundsätzliche Unterschiede, wie der Regelverstärker aufgebaut ist, der für das automatische rauf- und runterregeln des Signals verantwortlich ist. Das wäre nun nicht weiter erwähnenswert, wenn die technische Realisierung des Regelverstärkers nicht Auswirkungen auf die Qualität und den charakteristischen Klang eines Kompressors hätte. Daher möchten wir Ihnen im Folgenden die wichtigsten Schaltungsdesigns vorstellen.

VCA

Als erstes möchten wir Ihnen VCA-Kompressoren vorstellen. VCA steht für Voltage Controlled Amplifier, also spannungsgesteuerte Verstärker. Das Steuersignal wird im normalen Betrieb aus der Eingangsspannung abgeleitet und dem VCA als gleichgerichtete Steuerspannung zugeführt. VCAs gibt es als fertige IC-Chips, z.B. von der Firma THAT Corp. Wesentlicher Vorteil ist ihre lineare Kennlinie. Zudem sind sehr kurze Regelzeiten möglich. Diese Modelle färben den Klang im Vergleich zu den folgenden Designs am wenigsten. VCA-Kompressoren sind flexibel einsetzbar und grundsätzlich für praktisch alle Anwendungen geeignet. Bekannte VCA-Kompressoren sind der SSL Bus Compressor und der API 2500 sowie der DBX 160.

DBX 160A Mono-Compressor

Opto

Eine weitere beliebte Variante sind Opto-Kompressoren. Ein lichtempfindlicher Widerstand (LDR) oder Fototransistor bewirkt bei diesem Schaltungsdesign die signalabhängig Verstärkung. Der LDR wird mit einem geeigneten Leuchtmittel (Lämpchen oder LED) beleuchtet, dessen Helligkeit vom Eingangssignal moduliert wird. Hierdurch ändert sich je nach Leuchtintensität der Widerstandswert des LDRs. Für Opto-Kompressoren ist eine gewisse Trägheit des Regelverhaltens charakteristisch. Dazu kommt, dass die Kennlinie stark nichtlinear ist. Für Liebhaber macht genau diese "Unvollkommenheit" den besonderen Charme solcher Modelle aus. Der Klangcharakter wird als sehr musikalisch empfunden. Für manche Anwendungen werden jedoch einfach schnellere Regelzeiten benötigt. Beispiele für Opto-Kompressoren sind der Universal Audio LA-2A und LA-3A.

Universal Audio LA2A Teletronix

Röhre/Variable MU

Es gib heute viele Kompressoren, die eine oder mehrer Röhren im Signalweg haben, um das Klangbild röhrentypisch zu formen. Solche Kompressoren benutzen allerdings als Regelelement dennoch einen VCA oder Optokoppler. Bei echten Röhrenkompressoren ist hingegen das Regelelement selbst eine Röhre (Pentode). Die Art und Weise, wie die Röhre mit dem Signal angesteuert wird, führt zu einer variablen, signalabhängigen Verstärkung, die im englischen Fachjargon als Variable MU bezeichnet wird. Dabei gibt es keine einstellbare Ratio. Diese erhöht sich automatisch mit der Höhe des Inputsignals. Je höher der Eingangspegel eingestellt wird, desto größer wird die Ratio und desto stärker wird das Signal komprimiert. Die Röhre führt zu typischen weichen Röhrenverzerrungen, die dem Variable MU Kompressor seinen charakteristischen Klang aufprägen. Die Regelzeiten liegen im Allgemeinen zwischen VCA und Opto. Die Fairchild-Modelle 660 und 670 arbeiteten nach diesem Prinzip. Eine aktuelle Variante ist der Manley Variable MU®.

Manley Variable MU

FET

Der Regelverstärker basiert auf einem Feldeffekt-Transistors (FET). Dieser funktioniert im Arbeitsbereich der Kennlinie wie ein spannungsgesteuerter Widerstand und stellt gewissermaßen das Verhalten einer Röhre nach. Auch FET-Kompressoren haben eine eigene Klangästhetik. Als bekanntestes Modell dieser Gattung ist der Universal Audio 1176 LN zu nennen.

Universal Audio 1176 LN

PlugIns

Im Zeitalter des DAW basierten Tonstudios, haben natürlich Software-Kompressoren als PlugIns Einzug gehalten. Praktisch alle, der oben erwähnten analogen Klassiker, gibt es heute als sehr gute Software-Emulation. Bekannte Firmen, die solche Emulationen hochwertig anbieten, sind Universal Audio, Waves, SSL, Softube, Slate Digital, und andere. Oftmals sind die, in DAW-Software vorhandenen Kompressor-PlugIns eher von mäßiger Qualität. Wenn die entsprechenden Hardware-Modelle nicht in Ihr Budget passen, sollten Sie auf jeden Fall auf diese Dritthersteller-PlugIns zurückgreifen. Die Klangqualität ist sehr dicht am Original, und Sie haben den Vorteil mehrere Instanzen der PlugIns laden zu können.

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