6. Frequenzbearbeitung: Equalizer und Filter

Die neben der Dynamikbearbeitung zweite wichtige Aufgabe ist die Frequenzbearbeitung. Dabei geht es einerseits um das klangliche Angleichen von unterschiedlichen Stücken oder Parts mit einer leichten, breitbandigen Veränderung, es kann aber noch viel mehr gemacht werden: Wenn beispielsweise die Snare ein wenig zu „laut“ erscheint, dann kann man mit einem EQ versuchen, wesentliche Anteile des Signals zu verringern. Dabei muss man natürlich hören, was mit anderen Signalen der Mischung passiert. Kleine, schmalbandige Änderungen von ein, zwei Dezibel können hier aber schon Wunder bewirken!

Manley Massive Passive Mastering-EQ: Passive Filterelemente in Kombination mit Aufholverstärkern ergeben einen besonderen Sound

Mit grobem EQing hingegen lässt sich der tonale Charakter von Musik stark ändern. Ist etwa die Ballade nicht „intim“ genug, hilft manchmal ein sanftes Zurückfahren der gesamten Höhen mit einem Shelf-EQ. Wirkt ein Song lasch und indirekt, kann man hingegen mit dem Boosten der Hochmitten und Präsenzen eine Menge erreichen. Zu mulmige Songs profitieren oft davon, wenn man mit dem Low Shelf die Tiefen im Zaum hält. Nicht selten werden Equalizer auch als „Sweetener“ verwendet, um den Klang zu verschönern und zu veredeln. Besonders hochwertige Spulenfilter können den Höhen einen seidigen, cremigen Charakter geben und Ecken und Kanten „herausbügeln“.

Neben der kreativen, musikalischen Seite gibt es oft die Notwendigkeit, technische Frequenzkorrekturen vorzunehmen. Mit meist schmalbandigen EQ-Bändern lassen sich Störfrequenzen eliminieren. Das kann eine quietschende Fußmaschine sein, eine störende Resonanz einer Gitarre oder eines Trommelkessels, etc. Eigentlich sollten solche Korrekturen bereits vor dem Mixdown an den Einzelsignalen vorgenommen werden. In der Praxis kommt es aber immer wieder vor, dass solche Probleme erst beim Mastering auffallen, was vermutlich mit den oft besseren Abhörbedingungen im Masteringstudio zusammenhängt.

Filter arbeiten rein passiv, können also nur Signalanteile dämpfen, nicht anheben. Im Bereich von Mixdown und Mastering kommen i.d.R. nur Lowcut (Hochpass) und Highcut (Tiefpass) zum Einsatz. Im Bereich der Klangsynthese sind häufig noch Bandpass- und Bandsperrfilter zu anzutreffen. Der Lowcut wird im Mastering z.B. verwendet, um tieffrequente Signalanteile, die keine musikalisch relevante Information enthalten, herauszufiltern. Dadurch werden die Wiedergabesysteme (Lautsprecher, Verstärker) weniger belastet und es bleibt mehr Leistung für musikalisch relevante Signalanteile.

Equalizer arbeiten aktiv, können also auch Signalanteile verstärken und sind dadurch sehr flexibel einsetzbar. Sonderbauformen wie Manley Massive Passive oder SPL PassEQ verbinden passive Filter mit aktiven Aufholverstärkern und vereinen somit die klanglichen Vorzüge (Neutralität, gutes Klirrverhalten) von passiven Filtern mit der Möglichkeit, Signalanteile zu verstärken.

  • Hochpass- und Tiefpassfilter bieten i.d.R. nur eine einstellbare Grenzfrequenz (Cutoff). An der Grenzfrequenz ist das Signal bereits um 3 dB gedämpft. Signalanteile ober- bzw. unterhalb dieser Frequenz werden aber nicht vollständig herausgefiltert. Die Dämpfung nimmt mit der Entfernung zur Grenzfrequenz zu. Die Steilheit dieser Dämpfungslinie nennt sich Flankensteilheit und wird in Dezibel pro Oktave angegeben. Übliche Werte liegen bei 12 bzw. 24 dB/Okt.

  • Bei Equalizern wird zwischen Shelving- und Bell-EQ (Peak) unterschieden. Häufig lässt sich das obere und untere EQ-Band zwischen Shelving oder Bell umschalten, während die mittleren EQ-Bänder ausschließlich als Bell arbeiten. Beim Shelving-EQ gibt es häufig ähnlich wie beim Low- und Highpassfilter eine einstellbare Grenzfrequenz. Allerdings wird im Gegensatz zum Filter das Signal bei zunehmender Entfernung von der eingestellten Grenzfrequenz nicht beliebig stark bedämpft, sondern nur bis der mit Gain eingestellte dB-Wert erreicht ist. Hier können auch positive Werte (Verstärkung) eingestellt werden, um z.B. mit einem High-Shelve-EQ alle Frequenzen oberhalb von 12 kHz um 3 dB anheben zu können.

  • Ein Bell- bzw. Peak-Equalizerband sieht gänzlich anders aus. Hier legt der Frequenzregler die mittlere Frequenz des Arbeitsbereiches fest. Gain bestimmt wie stark Signalanteile an diesem Punkt verstärkt bzw. bedämpft werden sollen und die Filtergüte (üblicherweise Q-Faktor oder einfach Q genannt) legt die Bandbreite des Arbeitsbereichs fest. Größere Zahlen bedeuten hier eine kleinere, kleine Zahlen eine größere Bandbreite. Peak-Bänder bei denen Q nicht einstellbar ist, nennt man „semi-parametrisch“. Wenn Q einstellbar ist, redet man von "voll-parametrischen" Equalizerbändern.

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