2. Der Ursprung

Doch bevor wir uns um Fragen wie „Welche Instrumente eignen sich für den Einstieg?“ oder „Ab wann kann man mit der musikalischen Ausbildung beginnen?“ kümmern, wollen wir uns zunächst einmal (in Kürze) der Geschichte der musikalischen Früherziehung widmen. Denn anders, als man vielleicht vermuten mag, ist die musikalische Früherziehung keine Erfindung der Neuzeit. Und obwohl die MFE untrennbar mit dem Namen Carl Orff (siehe unten) verbunden ist, ist auch der 1895 geborene Komponist und Pädagoge (gest. 1982) nicht der „Erfinder“ der Methode Kinder durch Singen, Tanzen und das Spielen von Musikinstrumenten zu schulen und ihnen so das Basisrüstzeug für ein kommunikatives, kreatives Leben mit auf den Weg zu geben.

Tatsächlich war es der tschechische Philosoph und Pädagoge Johann Amos Comenius (1592-1670), der in seiner Schola Infantiae bereits im 17. Jahrhundert erstmals auf die positive Wirkung der Musik und hier speziell des Gesangs auf die geistige Entwicklung von Kindern hinwies. Dementsprechend spielte auch der Gesang bis weit ins 20. Jahrhundert die Hauptrolle bei der musikalischen Erziehung von Kindern. Ein weiterer Vorreiter der musikalischen Erziehung von Kindern war Friedrich Fröbel (1782-1852), der maßgeblich daran beteiligt war, dass die musikalische Ausbildung von Kindern in Form von Singen und Tanzen Einzug in die Kindergärten hielt.

Ein weiterer wichtiger Vorreiter der MFE, war der Schweizer Emile Jaques Dalcroze. Der als Vater der rhythmisch-musikalischen Didaktik geltende Musiker wirkte von 1910 bis 1914 als künstlerischer Leiter der Bildungsanstalt „Jaques Dalcroze in Hellerau“ bei Dresden. Mit seinem Konzept die Kombination aus Musik, Rhythmik und Bewegung als Medium für eine ganzheitliche Kindererziehung zu nutzen, legte er das Fundament für die musikalische Früherziehung wie wir sie heute kennen.

Kommen wir zum „Star“ der Szene, dem Komponisten, Theatermann, Humanisten und Pädagogen Carl Orff. Orff wurde am 10. Juli 1895 in München geboren und war eine der herausragenden Künstlerpersönlichkeiten und Komponisten des 20. Jahrhunderts. Sein bekanntestes Bühnenwerk dürfte wohl seine Variation der Carmina Burana (Uraufführung 1937) sein, zu der ihn Lied- und Dramatexte aus dem 11. und 12. Jahrhundert inspirierten. Neben seiner Tätigkeit als Komponist, arbeitete Orff aber auch als musikalischer Leiter der (Dorothee) Günther Schule für Gymnastik und Tanz (zwischen 1924 und 1944). Die Schule bot dem kreativen Geist das ideale Experimentierfeld, um seine Idee eines vollkommen neuen Ansatzes bei der musikalischen Erziehung von Kindern in die Tat umzusetzen. Gemeinsam mit seiner Mitarbeiterin Gunild Keetman, entwickelte er Konzepte und Lernstücke, deren Wirkung und Effektivität er im Unterricht unmittelbar erproben und verfeinern konnte. Das Ergebnis dieser Arbeit, Orff's Schulwerk, gilt bis heute weltweit (in über 30 Ländern veröffentlich) als der Standard für die musikalische Früherziehung von Kindern.

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