3. Die Hintergründe

Orff's Instrumentarium

Orff's Ansatz war Folgender: „Die Einsicht, dass Musizieren und Tanzen elementare Ausdrucksformen des ganzen Menschen, all seiner körperlichen, seelischen und geistigen Kräfte sind, dass Sprache, Tanz und Musik für das Kind ein noch nicht differenziertes Handlungsfeld ist, dass zum Singen von Anfang an auch das Spielen auf Instrumenten kommt und dass zum Wiedergeben von gehörter oder notierter Musik oder zum Tanzen tradierter Formen auch das Selbsterfinden und -gestalten gehört. In den Jahren der Entwicklung des Orff-Schulwerks und durch die Mitarbeit vieler Fachkräfte in aller Welt, hat sich erwiesen, dass Modelle, Ideen und Anregungen nicht nur für die Früherziehung, sondern auch für die Bildungsarbeit mit Jugendlichen und Erwachsenen verwendet werden können. Besondere Bedeutung hat das Orff-Schulwerk auch in der Sozial- und Heilpädagogik." (Quelle: www.orff.de)

Okay, wir wollen hier nicht zu sehr ins Fachspezifische abdriften. Bringen wir die Sache auf den Punkt: Carl Orff wollte keine elitäre Instrumentenausbildung, die sich nur bessergestellte Bevölkerungsteile leisten konnten. Er wollte außerdem keine ausschließliche Förderung von Talenten. Das Musizieren sollte Spaß machen, mit einfachen Instrumenten realisierbar sein und auf dem natürlichen Bewegungdrang der Kinder basieren.

Für Orff stellte sich schnell die Frage, auf welchen Instrumente sich die angeborene Freude des Menschen am Rasseln und Klopfen wohl am ehesten ausleben ließe. Und da Kinder nicht unbedingt zimperlich sind, war dabei eine gewisse Robustheit quasi Grundvorrausetzung. Im Jahr 1928 kam ihm ein Zufall zur Hilfe. Freunde schenkten Carl ein sogenanntes „Kaffern Klavier“, eine Art Xylophone, das ein Matrose aus Kamerun mitgebracht hatte. Der Resonanzkörper bestand aus einer rechteckigen Holzkiste mit der Aufschrift 10.000 Bretterstifte (eine Nagelkiste also), auf der der Erbauer mit Schnüren 12 Klanghölzer befestigt hatte. Das Instrument wurde mit einem Schlägel gespielt und entwickelte einen erstaunlich guten und sehr eigenständigen Klang – das ideale Vehikel für Orff's weitere Arbeit war gefunden!

Gemeinsam mit einem Freund, dem Cembalo-Bauer Karl Maendler, baute er einige Exemplare für den Einsatz an der Günther-Schule. Die Instrumente waren ein voller Erfolg und es ist tatsächlich nicht übertrieben zu sagen, dass die Entwicklung von Carl Orff's Schulwerke ohne Xylophon sicher ganz anders verlaufen wäre. Den überregionalen Durchbruch seines didaktischen Konzepts brachte die Ausstrahlung einer Sende-Reihe über seine Schulwerke durch den bayrischen Rundfunk im Jahr 1948. Als Folge des überaus erfolgreichen Specials kam es zu einem wahren Run auf Orff'sche Instrumente. Doch es gab ein kleines Problem: Da sich Karl Maendler aus Altersgründen aus dem Instrumentenbau zurückgezogen hatte, konnte Orff die Nachfrage nicht befriedigen.

Einer seiner Schüler, Paul Müller, hatte eine Idee. Er war mit einem jungen Maschinenbaustudenten namens Klaus Becker-Ehmck befreundet, der nicht nur das nötige handwerkliche Geschickt mitbrachte, um Instrumente zu bauen, sondern ganz nebenbei auch noch ein Faible für die Musik hatte. Schnell war der Kontakt hergestellt, und bereits kurze Zeit später entpuppte sich die Konstellation Orff/Becker-Ehmcke als absoluter Volltreffer. Carl und Klaus wurden gute Freunde und aus der Verbindung entstanden legendäre Instrumente wie das Lithophone (Steinspiele) und das erste chromatische Xylophone. Weitere in Orff's Schulwerken und der musikalischen Früherziehung verwendete Instrumente sind: Glockenspiele, Metallophone, Xylophone, Klingende Stäbe aus Holz und Metall in allen Stimmlagen, Pauken, Trommeln, Schellentrommeln, Schellen, Holzblocktrommeln, Rasseln, Maracas, Becken, Triangeln, Fingercymbeln und Kastagnetten. Ergänzt wird das ganze durch den Einsatz von Flöten und anderen Melodieinstrumente.

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