2. Allgemeines & Geschichte

Die Oboe (von französisch hautbois, wörtlich für hohes oder lautes Holz) wird normalerweise aus schwarzem Grenadillholz hergestellt, sie besitzt versilberte oder vergoldete Klappen und ein Doppelrohrblatt. Ihr Klang kann rund, weich, lebendig, munter, eindringlich, traurig und auch durchdringend sein. Sie ist in der Lage, den Tod des Schwans in Tschaikowskys Schwanensee genau so perfekt auszudrücken wie die quakende Ente in Prokofiews Peter und der Wolf.

Die Oboe entwickelte sich im späten 17. Jahrhundert aus der Schalmei. Die Schalmei wurde aus einem einzigen Stück Holz hergestellt, hatte ein Doppelrohrblatt und erzeugte einen lauten, scharfen Ton. Neu bei der Oboe war, dass sie aus drei separaten Holzteilen gefertigt wurde, was ein weitaus genaueres Setzen der Löcher ermöglichte und den Klang erheblich kultivierte. Ursprünglich verfügte sie lediglich über zwei Klappen und wurde aus Buchsbaum hergestellt, das einen weichen, tragfähigen Ton erzeugte.

Baroque oboe by Paul Hailperin, after Paulhahn

Ab etwa 1750 wurde die Bohrung immer enger, was den Ton durchsetzungsfähiger werden ließ. Nach und nach kamen weitere Klappen hinzu, in erster Linie, um den Klang zwischen den einzelnen Noten anzugleichen. Aber auch, um Spieler in die Lage zu versetzen, die immer komplexer und chromatischer werdende Musik zu bewältigen. Anfang bis Mitte des 19. Jahrhunderts begann man damit, Oboen aus Hartholz zu fertigen, weil importierte Hölzer immer leichter erhältlich waren. Im späten 19. Jahrhundert ähnelte sie bereits den modernen Instrumenten, obwohl die technische Entwicklung mit neuen Ideen für Fingersatzsysteme und seitlichen- und Trillerklappen weiterging. Aber im Wesentlichen unterscheidet sich eine aktuelle Schüleroboe nicht sehr von einem Instrument, das vor hundert Jahren gebaut wurde.

Early-nineteenth century oboe, after Floth, by Richard Earle

Anfänglich setzte man Oboen in Ensembles ein, dabei spielten Standard-Instrumente die hohen Lagen, Tenor-Oboen die mittleren und das Fagott den Bass. Sie unterstützten die Musik bei Feierlichkeiten und höfischen wie militärischen Veranstaltungen. Nach und nach fanden sie ihren Weg zu den Streichern im Orchester - tatsächlich waren es dort die ersten Blasinstrumente, später begleitet von zwei Hörnern, und schließlich zu Zeiten von Mozart und Beethoven von der kompletten Besetzung mit Flöten, Klarinetten und Fagotten. Allerdings hat die Oboe ihren tonangebenden Platz im Orchester behalten - sie hat auch die Verantwortung, dem Orchester das A zum Stimmen vorzugeben. Eine gute erste Oboe ist unerlässlich für ein gutes Orchester, weil ihr klarer Ton sich immer durchsetzt und das Ensemble zusammenhält.

Die bereits erwähnte Tenor-Oboe erschien im 18. Jahrhundert in zwei unterschiedlichen Bauweisen. Die gerade Form wurde Taille genannt und in England von Purcell eingesetzt, die gekrümmte war die Oboe da Caccia, sie war mit Leder überzogen und hatte einen ausgestellten Metall- oder Holzfuß wie ein Jagdhorn - Bach setzte sie in seinen Passionen ein. Sie war in F gestimmt, ihre tiefste Note war das F unter dem mittleren C und aus ihr entwickelte sich das Cor Anglais oder Englischhorn. Das Englischhorn, wie man es heute kennt, erschien erstmals in den 1790er Jahren in England und wurde für seinen schwermütigen, melancholischen Klang gerühmt. Sehr effektiv setzten es Berlioz in seiner Symphonie Fantastique und Dvorak in seiner Symphonie „Aus der neuen Welt“ in Szene.

Oboe da caccia, copy by Peter van der Poel

Die Alt-Oboe, auch Oboe d’amore genannt, ist in a gestimmt und etwas länger als eine Standard-Oboe, versehen mit einem S-Bogen und einem eiförmigen Fußstück. Dieses Instrument existierte ebenfalls im 18. Jahrhundert und Bach setzte es besonders gerne für seine Kantaten ein. Nach Bach geriet es bei Komponisten in Vergessenheit - das bekannteste unter den wenigen Beispielen aus jüngerer Vergangenheit ist Ravels Bolero.

Vor allem im Vergleich zu Flöte und Klarinette wenden sich nur wenige Menschen der Oboe zu, was angesichts ihrer Anmut sehr schade ist. Aber diejenigen, die sich für sie entscheiden und den Weg einschlagen, haben den Vorteil, dass sie vor allem bei Jugend- und Amateurorchestern erheblich gefragter sind.

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