9. Endstufen in der Praxis

Endstufenlautstärke und Gainpotis

Wie weit die Endstufe aufgedreht wird, hat nichts mit der zu erzielenden Leistung zu tun. Zwar ist es so, dass die Lautstärke sinkt, wenn man die Gain-Potis (Eingangslautstärke!) der Endstufe zurückdreht, aber weniger Leistung hat die Endstufe deshalb nicht. Den gleichen Effekt erzielt man, wenn man den Pegel am Mischpult reduziert. Die Endstufe wird lediglich mit einem leiseren Pegel angefahren. Erhöht man am Mischpult wiederum die Lautstärke, so erhöht sich auch wieder die Lautstärke. Es hat also nichts mit der Endstufenleistung zu tun. Diese würde sich lediglich mit einem sog. Limiter begrenzen lassen. Wie weit die Endstufe aufgedreht wird, ist also völlig egal. In der Regel dreht man die Endstufe voll auf und drosselt die Lautstärke am Pult. Wenn man bei 2 mm Faderweg am Pult schon eine höllische Lautstärke fährt, lohnt es sich ggf. zwecks feinfühligerer Bedienung, den Gain der Endstufe zu reduzieren.

Teamarbeit

Die Leistung einer Endstufe in Watt ist in der Regel immer an einer bestimmten Impedanz in Ohm angegeben. Grund hierfür ist, dass die Leistung der Endstufe von der Impedanz der Lautsprecherbox abhängig ist. Die Impedanz gibt der Lautsprecher vor. Ist diese Impedanz hoch, leistet die Endstufe weniger, ist die Impedanz niedrig, leistet die Endstufe mehr.

Gehen wir näher ins Detail: Jeder Lautsprecher stellt gewissermaßen einen Verbraucher dar und ist stark vereinfacht gesagt, mit einem elektr. Widerstand vergleichbar. Gibt man also auf die Endstufe ein Signal, wird an dem Lautsprecher eine elektr. Wechselspannung anliegen und folglich ein Strom fließen. Je nach "Widerstand" der Box fließt mehr oder weniger Strom. Logisch: Bei hohem Widerstand kann nur wenig fließen, bei niedrigem Widerstand fließt mehr Strom. Und da die Formel gilt: Spannung x Strom = Leistung, verursacht ein hoher Widerstand eine niedrige Endstufenleistung und niedriger Widerstand eine hohe Endstufenleistung.

Rein rechnerisch würde eine Endstufe, die 100 W an 8 Ohm leistet, eine Leistung von 200 W an 4 Ohm bringen. In der Regel erhält man aber nicht ganz eine Verdoppelung der Leistung, da das höher belastete Netzteil bei niedriger Impedanz etwas in die Knie gehen wird. Dem ganzen Spielchen sind natürlich auch Grenzen gesetzt, denn bei 0 Ohm (Kurzschluss) würde ja die Endstufe theoretisch unendlich viel Leistung bringen. Sofern keine Schutzschaltung davor schützen würde, wäre das gar überhaupt nicht gesund für die Endstufe. Bei vielen Endstufen ist daher bei spätestens 2 Ohm Schluss.

Interessant ist auch zu wissen: Bei zwei parallel geschalteten Lautsprechern (übliches Durchschleifen von einem zum anderen Lautsprecher) halbiert sich die Impedanz, bei elektr. Reihenschaltung hingegen würde sich diese verdoppeln. Dies gilt für zwei Lautsprecher, bei höheren Anzahlen gelten die nachfolgenden Formeln.

Reihenschaltung
Reihenschaltung (Rges = R1 + R2 + R3 + ...)

Parallelschaltung
Parallelschaltung (1/Rges = 1/R1 + 1/R2 + 1/R3 + ...)

Wo stelle ich meine Endstufen hin?

Wie in unserem großen Kabelratgeber auch umfassend erläutert wird, stellt es ein Problem dar, große Leistungen wie sie z.B. von einer Endstufe zur Verfügung gestellt werden, möglichst verlustfrei zur Box zu übertragen. Die Verbindungsleitung zur Box sollte eine möglichst geringe Impedanz (Widerstand) haben. Eigentlich klingt es ja ganz logisch, wir möchten unsere Verstärker-Leistung nicht in einem Widerstand (welches ein Kabel mit hoher Impedanz darstellen würde) verbraten (das wird wirklich warm!), sondern die Leistung soll auch im Lautsprecher ankommen. Deswegen werden für Lautsprecherkabel möglichst kurze Kabel mit einem großen Querschnitt verwendet.

Diese Überlegung bringt uns auch gleich zur Positionierung der Endstufen:

Kurze Lautsprecherkabel = Endstufen werden in der Nähe der Lautsprecherboxen aufgestellt

Wie wir bereits kennengelernt haben, ist ein wichtiges Kriterium der Endstufen das Gewicht. Bei einer ordentlichen Beschallungsanlage kann sich dieses Gewicht summieren! Die beste Methode, seine Endstufen unterzubringen, ist daher die Montage in einem stabilen Rack (möglichst auf Rollen). Dort passen dann auch gleich die Frequenzweichen usw. mit rein.

Bei der Anschaffung bzw. Bau der Endstufen-Racks ist folgendes zu beachten:

  • Einbautiefe beachten (viele Endstufen sind besonders groß)
  • Das Gewicht der Endstufe macht oft eine hintere Rackschiene erforderlich (die Rackohren der Endstufen verbiegen sich aufgrund des großen Gewichts leicht bzw. die Rackschienen werden verbogen)
  • Das Rackmaterial muss entsprechend stabil sein (Rackwinkel, Ecken und Griffe müssen entsprechend dimensioniert werden)
  • Bei der Planung der erforderlichen Höheneinheiten großzügig Platz lassen (eine Leerblende mit Lüftungsschlitzen zwischen den Endstufen sorgt für zusätzliche Kühlung)

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