Shure A57F

Diese Klemme eignet sich m.E. NUR für zylindrische Mikrofone mit 19 bis 21 mm Durchmesser.

Die Klemme ist unkaputtbar, hart und einfach zu handhaben. Die Form der Klemme ist groß und klobig. Das kann klangliche Nachteile im Studiobetrieb bescheren. Die Konstruktion ähnelt der größeren, bekannten Klemme A25D (für konische Mikros, z.B. die gängigen Handheld-Gesangsmikros), jedoch wurden die Dimensionen den kleineren Schäften angepasst. Hier zeigt sich aber, dass dasselbe Material und dieselben Materialstärken, welche bei der größeren Schwester A25D überzeugend proportioniert sind, hingegen bei der kleineren A57F den Gebrauch unerfreulich limitieren.

Die Verarbeitung der Klemme ist akzeptabel, die seitlichen Grate könnten kleiner sein. Ich habe mit dem Bastelmesser/Skalpell nachgeholfen.

Der Schraubanschluss ist in 5/8 Zoll / Messing gehalten, doch liegt kein Reduziergewinde auf 3/8 Zoll bei. Am besten den Adapter K&M 217 - Art.-Nr. 104870 - dazu bestellen, dessen kurzes Gewinde und Kragen am besten dazu passt. Andere Gewindeadapter wie K&M 215 oder Millennium Thread Adapter 3 ragen weit aus der ungewöhnlich kurzen Gewindeaufnahme am Fuß dieser Klemme heraus.

Nebenbei: Weshalb spart Shure angesichts der kurzen Gewindeaufnahme am Klemmensockel der A57F das winzige Messing-Reduziergewinde 5/8'-3/8' ein, welches dem größeren Pendant A25D serienmäßig beiliegt (mit identischem Sockel)? Klar, weltweit überwiegt der 5/8-Zoll-Anschluss, jedoch handelt es sich um einen Centartikel, dessen stete Beigabe keinen Preisanstieg erforderte, wie es die andere, größere A25D beweist. - So müssen viele Käufer noch einen passenden, kurzen Adapter ermitteln und erwerben.

Diese Klemme A57F eignet sich ausschließlich für Mikrofone mit 19 bis 21 mm Durchmesser am zylindrischem Schaft.
Das Einlegen von Mikrofonen mit Durchmessern ab 22 mm oder größer erfordert einen Kraftakt, gefolgt von einem knallenden Anschlag in die Endlage. Dieser Gewalt und harten Erschütterung sollte man/frau Kondensatormikros nicht aussetzen!
Dabei werden mattierte, gebürstete oder beschichtete Oberflächen des Mikros mitunter malträtiert/verkratzt.

So passen NICHT "wegen Überbreite" z.B.:
AKG P 170
Beyerdynamic M 201 (ich weiß, das ist ein dynamisches Mikro, hat aber LDC-Maße)
Lewitt LCT 040, LCT 140, LCT 340
Neumann-KM 182, 183, 184, 185 sowie deren Vorgänger der Neumann-KM-Modularserie
Rode NTG-1, NTG-2
Sennheiser E 914

Extrem "schlanke Kandidaten" rutschen durch, z.B.
AKG C 747
Audix M1250B


Weshalb hält Shure seit Jahren stur daran fest, die Achse des Scharniergelenks beidseitig mit frei drehbaren Schlitzschrauben zu versehen? Da sollte Shure (nebenbei: auch Audix) dringend nachbessern! Das können sogar preisgünstige Fernostprodukte von Gravity, t.bone, K&M, On-Stage besser; ebenso die teuren, lediglich mit Edelmarkennamen (Sennheiser, Neumann u.a.) verzierten Fernost-Import-Klemmen:
In einer Seite des Sockels lagert nicht rotierend und versenkt eine Mutter oder eine Schraubhülse mit Sechskantkopf, ihr gegenüber befindet sich die bewegliche Schraube zur Regulierung der Gelenkhemmung. Es genügt ein passender Schraubendreher, um die Reibung einzustellen.
Bei Shure-Klemmen ist das kompliziert:
Als erstes die Klemme wie gewohnt auf ein schweres/beschwertes Stativ schrauben, sonst braucht man/frau drei Hände.
Zwei passende Schlitzschraubendreher, z.B. Klingenmaß 1,2 x 7,0 mm, zugleich und WAAGRECHT in die gegenüberliegenden Schrauben einführen, mit gegenseitigem Pressen gefühlvoll und ohne zu verkanten einseitig drehen - die Gegenseite hält statisch dagegen -, bis die gewünschte Friktion erreicht ist.
Wer hierbei abgleitet, die Schraubendreher nicht waagrecht hält oder zu viel Kraft walten lässt, verformt die brünierten Schrauben: Es entstehen blanke, raue, krumme Kanten, die bei Handkontakt mit der Klemme unangenehm stören. Zudem fallen diese blanken Bastelsünden optisch auf. Je deformierter die Schraubenschlitze sind, desto heikler wird nächste Justage.


Die leider wenigen, überlegenen Alternativen zu dieser Klemme:

AKG SA 60 (Art.-Nr. 121802), ca. 20 EUR:
kleinere Form, ähnlich viel Plastik, in Bügelform und Material etwas nachgiebiger, ebenso bruchfest. Die Scharnierhemmung ist geringer / mittelstark, aber nicht regulierbar! Das Basisgewinde 5/8 Zoll ist bloß in den Plastiksockel geschnitten, wenigstens steckt darin serienmäßig ein passender Metall-Reduzieradapter auf 3/8 Zoll.
Vorteile: gutes Handling, weiter Klemmbereich 18-27 mm (zylindrisch), nichts verkratzt, weniger Fläche für Klangverfärbungen
Nachteil: stolzer Preis 20 EUR angesichts des Gebotenen

Audio-Technica AT8405a (Art.-Nr. 190912), ca. 13 EUR:
kleine, zierliche Form aus Plastik, aber EINZIG FÜR 21 mm zylindrische Mikro-Durchmesser!
Leichtes Handling, aber geringe Umfassung des Mikros, somit eher für das Studio geeignet, nicht für die Live-Bühne! Noch akzeptable Verarbeitung mit seitlichen Graten. Schraubanschluss 5/8' aus Metall, Lieferung ohne Gewindeadapter auf 3/8', bei Bedarf den Adapter K&M 217 - Art.-Nr. 104870 - dazu bestellen.

Meine Favoriten Beyerdynamic MKV 8 (für 21-32 mm) und MKV 9 (nur für zylindrische 19-21 mm) sind leider seitens des Herstellers gestrichen und bei Thomann ausverkauft. Wer sie noch bei einem Händler - ehemals meist 18 EUR - oder bei Ebay findet, sollte zugreifen! (Beyer's aktuelle Klemmen erreichen nicht dieselbe Qualität.)
Die alten Beyerdynamic-Klemmen (made in Liechtenstein) waren absolut bruchsicher, die Form/Größe ist unaufdringlich/bescheiden, die Scharnierhemmung eher stark, wenn auch nicht regulierbar. Das Material der Kunststoffbügel ähnlich dem von AKG und hält das Mikro sicher fest. Der untere Sockel besteht aus Metall, im 5/8'-Grundgewinde steckt serienmäßig ein 3/8'-Gewindeadapter aus Aluminium. Das Handling ist problemlos: radiales Einlegen/Entnehmen, bei der MKV 8 ist auch laterales Schieben möglich. Die kleinere MKV 9 fällt wegen kleinerer Radien bei identischem Material im Gebrauch härter aus.

Die grazile Klemme Neumann SG21 ist mit beinahe 50 EUR, dem engen Klemmbereich 21-22 mm, der Bruchgefahr und dem begrenzten Gebrauchsnutzen wenig attraktiv. Wer 50 EUR in Zubehör zum Studiomikro sinnvoll investieren will, sollte besser eine Schwinghalterung erwerben, und profitiert vom höheren Nutzen; z.B.:
Rycote Invision INV-7 - Art.-Nr. 213173 - derzeit (07/2020) 48 EUR
Rycote Invision INV-7-HG-Mark III - Art.-Nr. 288469 - derzeit (07/2020) 54 EUR


FAZIT:
enger Klemmweitenbereich 19-21 mm
extrem widerstandsfähig
klobig, Plastik-Panzer fürs Geld
nur durchschnittlicher Spritzguss
umständlich justierbare Gelenkhemmung
mäßiger Preis, auch nach Zukauf eines Gewindeadapters
Reduziergewinde von 5/8' auf 3/8' fehlt
separat zu kaufender Adapter sollte ein kurzes Gewinde besitzen, z.B. K&M 217

Kurz die Daten:
Die Klemme hat einen Innendurchmesser von knapp 19mm und ist 44mm lang.
Reduziergewinde ist nicht dabei.

Gebrauchte gekaufte Mikrofone bekommt man oft ohne Halterung, diesmal brauchte ich eine Klemme für ein Electro Voice N/D 468. Dafür passt die Shure Klemme perfekt.

Generell ist die Klemme für Mikros mit 13/16" (ca. 20mm) Durchmesser gedacht (viele US-Fabrikate..)
Aber auch mein Audio Technica Kondensator mit 21mm passt noch problemlos.
Mikros können leicht von oben eingeklemmt werden und haben sicheren Halt. Gefällt mir vom Handling besser als die ganz günstigen K&M Klemmen.
Der Preis von 7,- geht in Ordnung gegenüber vielen überteuerten Klemmen anderer Marken.

Einziger Minuspunkt ist die Klemmung mit 2 Schlitzschrauben. So bräuchte man 2 Schraubenzieher und 3 Hände um eine richtig festgezogene Klemme zu lösen... deshalb 1 Punkt Abzug.