Otto Jos. Klier 2E Student Violin 4/4

Ich bin engagierter Laienmusiker mit langjähriger Orchester- und kammermusikpraxis und spiele normalerweise auf einer sehr schönen alten Mittenwalder Geige. Diese Geige ist als als Zweitinstrument für open-air-Konzerte und Konzertreisen in Länder mit korrupten Grenzbeamten gedacht, die ich meinem edlen Instrument nicht zumuten möchte.
Diesen Zweck erfüllt die Geige auf jeden Fall: sie ist solide gearbeitet und klingt, nach Entfernen dreier Feinstimmer und dem Aufzeihen der guten Pirastro-Obligato-Saiten auch gleich ganz ansprechend: die beiden tiefen Saiten klingen richtig rund und voll, in den hohen Lagen ist sie nicht ganz so brilliant, aber auch nicht unangenehm, sie wird sich auf jeden Fall auch harmonisch ins Orchester einfügen.
Auf jeden Fall ist das ein vollwertiges Musikinstrument, mit dem man viel Freude haben kann.

Da ich derzeit nur die Geige meines Schwiegervaters (Erbstück von dessen Vater, Zeit und Marke unbestimmt) geliehen habe um zuhause eine akustische Violine zu spielen habe ich mir die Otto Klier 2E bestellt.

Schon beim Auspacken des echt spartanisch verpackten Instrumentes wunderte ich mich, das keine Kratzer oder Macken an der Violine waren. Einfach nur in den Pappkarton gelegt ohne jegliche Polsterung, abgesehen vom in Pappe verpackten Wirbelkasten und dem Schaumstoffstreifen um den Steg und Saitenhalter...wer macht sowas?

Die Verarbeitung an sich war trotzdem erstmal recht ordentlich. Das einzige was mir auffiel, war der tief gekerbte Steg, in dem die Saiten verschwanden (normal ist ja, das 2/3 der Saite überstehen und 1/3 im Steg verschwindet). Auch die Abstände der Saiten waren sehr unterschiedlich, mitunter +/-1mm Differenz. Da hätte ich von einem Klier Instrument mehr Güte und Sorgfalt erwartet.

Im Gegensatz zu den Fotos ist die Violine eher hell-bräunlich und total schlicht, meine Frau meinte sie wirkt eher wie ein Dekostück. Recht hatte sie, denn bereits der optische Aspekt war für mich der Grund die Violine letztendlich nicht zu behalten.

Der Klang konnte sich aber sehen lassen. Laut und brilliant auf den hohen Saiten, ohne in den Höhen zu nerven und weh zu tun. Im Gegensatz zu Urgroßvaters Violine resonierte die Klier mehr, ich hatte das Gefühl der Schall reflektierte sich im Inneren der Violine und erzeugte eine Art Räumlichkeit am Ohr. Ein seltsames Spielgefühl, was ich zuvor noch auf keiner getesteten akustischen Violine erlebt hatte, mir persönlich fast schon etwas unangenehm. Auf den tiefen Saiten, besonders auf der G-Saite, fehlte mir Wärme und Druck, es klang eher etwas nasal und blechern. Vielleicht ist auch die Pirastro-Piranito Werksbesaitung nicht optimal für die Klier? Ich wollte das aber nicht noch durch wechseln der Saiten testen, zumal mir wie gesagt das Instrument optisch einfach nicht gefiel...und da ich jeden Tag auf das Instrument neben meinem Ohr schaue spielt eben auf die Optik eine Rolle beim Kauf.

Fazit: schon als Schülerinstrument geeignet, wenn man Optik für zweitrangig erachtet und evtl. bessere Saiten aufzieht bzw. einige Einstellungen vornimmt / vornehmen lässt.