4. Charakteristisches

Bändchenmikrofone weisen einige Besonderheiten auf, die man kennen sollte, um ihr volles Klangpotential auszuschöpfen.

Richtcharakteristik Acht

Die natürliche Richtcharakteristik eines Bändchenelements ist eine Acht. Klar, wenn wir uns vergegenwärtigen, dass das Bändchen ja quasi in einem Rahmen hängt zwischen zwei Magneten, ist es logisch, dass es auf Schall von hinten genauso reagiert wie auf Schall von vorn. Für den Gebrauch im (Heim-)Studio ist diese bidirektionale Richtcharakteristik ganz nützlich, denn Schall von den Seiten wird unglaublich gut unterdrückt. Stellt man das Bändchenmikrofon so auf, dass der ratternde Rechner oder andere Lärmquellen sich im 90 Grad-Winkel zur Aufnahmeachse befinden, kann man auch in moderater Geräuschkulisse noch saubere Aufnahmen machen. Es gibt übrigens auch einige Bändchenmikrofonen mit anderen Richtcharakteristiken als Acht, z.B. das Beyerdynamic SRM 510-6.

Achtercharakteristik

Starker Nahbesprechungseffekt

Bedingt durch die Achtercharakteristik weisen die meisten Bändchenmikrofone einen sehr starken Nahbesprechungseffekt auf, d.h. bei geringem Mikrofonabstand kommt es zu einer kräftigen Bassanhebung. Diese lässt Stimmen extrem sonor, groß und voll klingen. Genau das machte Bändchenmikros bei amerikanischen Radiosprechern so beliebt. Für Gesangsaufnahmen kann das aber schon etwas zu viel des Guten sein. Damit sich die Stimme nicht zu sehr mit Bass und Gitarren in die Quere kommt, sollte man etwas größere Mikrofonabstände ausprobieren. Bei den meisten Bändchenmikros ist 30 cm das Minimum.

Phasenlage

Bedingt durch die hohe Richtwirkung der Achtercharakteristik und die kräftigen Bässe, ist die Phasenlage bei Bändchenmikros ein Punkt, dem man Beachtung schenken sollte. Steht der Sänger mit Kopfhörern vor dem Mikro, hört er sich sowohl direkt über Luft und Schädelknochen als auch über den elektronischen Signalweg Mikro/Preamp/Kopfhörer. Sind diese beiden Signale out of phase, hört sich die Stimme ungewohnt entfernt, dumpf oder dünn an. Betätige dann den Phase Reverse Schalter und frage den Sänger, in welcher Stellung er seine Stimme als direkter empfindet. Je tiefer die Stimme, desto drastischer ist der Effekt. Den Unterschied kann übrigens nur der Sänger selbst hören. Weder in der Regie noch in der Aufnahme ist diese Sounddifferenz auszumachen, da hier ja kein Direktschall zu hören ist. Es geht also lediglich darum, dem Sänger bzw. der Sängerin eine optimale Abhörsituation zu geben. Nur wer sich gut hört, kann auch gut singen.

Geringer Output

Wie schon erwähnt, sind Bändchenmikrofone meist leiser als andere Mikrofone. Sie benötigen daher einen rauscharmen Vorverstärker mit hohem Gain, um wirklich Freude am Bändchensound zu haben. Glücklicherweise ist Rauscharmut inzwischen auch in den unteren Preisklassen keine Ausnahme mehr. Gesangsaufnahmen und andere nicht allzu laute Quellen sollten daher über einen Pegel von mindestens 60 dB Gain verfügen, besser wären jedoch 70 dB.

Bändchen sind zart besaitet

Setze Bändchenmikrofone möglichst keine größeren Erschütterungen aus. Das Bändchenelement ist eine fragile Konstruktion, die vor grober Unbill geschützt werden sollte. Blase niemals in ein Bändchenmikrofon, schütze es vor Luftstößen und benutze bei Vokalaufnahmen einen Popschirm. Achte darauf, dass keine Phantomspeisung zum Bändchenmikrofon gelangt. Phantomspeisung kann unter Umständen ein Bändchen zerstören (siehe FAQ).

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